Nationalpark Hohe Tauern

Natürliche Rückhaltebecken – sie funktionieren seit Jahrtausenden
Flussalluvione


Von der Natur geschaffen mit zahlreichen positiven Auswirkungen, das sind die Flussalluvione in den Hochtälern des Nationalparks Hohe Tauern. In der Nationalparkregion münden nicht wenige Bergbäche nach einer breiten Talaufweitung mit einer Steilstufe hinunter ins Haupttal – Hier gibt es dann zumeist auch einen Wasserfall. Eiszeitliche Gletscher haben diese hochgelegenen Talebenen geformt. Der Bach konnte sich in der Folge seinen Verlauf in der Hochebene immer selber suchen und wurde nie oder nur punktuell flussbautechnisch eingezwängt. So wie hier im Kalser Dorfertal, übrigens ein Musterbeispiel für ein eiszeitlich geformtes Trogtal.
Bei Hochwasserereignissen bleibt der vom Bach mitgeführte Schotter liegen und wird somit nicht ins Tal transportiert um dort Schäden anzurichten. Bei einem technisch eingezwängten Bergbach ist das nicht der Fall – hier ist die Fließgeschwindigkeit des Wassers hoch, es kann kein Schutt abgelagert werden und somit landet er im Tal mit all den bekannten Folgen. Bachbett und Flussverlauf sehen also nach jedem Unwetter anders aus. Auf diesen Alluvionen (Schotterfluren), welche regelmäßig durch (meist frühsommerliche) Überflutungen umgelagert bzw. mit neuen Sedimenten überschüttet werden, entwickelt sich eine lückige Vegetation aus Pionierpflanzen und regenerationsfähigen Vertretern der Schuttgesellschaften, welche sowohl eine zeitweilige Überflutung als auch Trockenperioden ertragen können Die alpinen Alluvione sind auch für die Biodiversität wichtig. Zweifärbige Segge, die extrem gefährdete  Tamariske und zahlreiche andere Pflanzenarten, darunter auch Anschwemmlinge aus dem Hochgebirge, z.B. das Alpenleinkraut, gedeihen hier. Auch der gelb blühende Fetthennen-Steinbrech, die Futterpflanze für die Raupe des hübschen Alpen-Apollofalters. Die Schotterfluren im Nationalpark sind durch die FFH-Richtlinie der Europäischen Union geschützt. Und nicht zuletzt sind diese Alluvione auch ein unerschöpflicher Spielplatz für Kinder. Steinmandln und „Staumauern“ bauen, plantschen im kühlen Nass – das alles ist gefahrlos möglich, natürlich nicht bei hohem Wasserstand.



Geschrieben von
Martin Kurzthaler

22.08.2023